Kino Lichtburg – Deutschlands größter Kinosaal in Essen

Die Tüte Popcorn in der einen, Jacke, Tasche und Kaltgetränk in der anderen Hand. Die Augen müssen sich erst an das Dämmerlicht gewöhnen, denn so ganz pünktlich schafft man es nie. Sitz suchen und sich dabei nicht von schallenden Werbung-Wortfetzen aus der Ruhe bringen lassen. An unzähligen Beinpaaren vorbei schieben, ohne zu drängeln und ohne irgendetwas zu verschütten. Sitz finden, Hab und Gut verteilen, in den Sitz sinken und dann: Bilder schauen, Musik und Sprache hören, Atmosphäre spüren, sich mitreißen lassen, alles andere ausblenden.

Die Magie eines Kinobesuches hat etwas mit dem gezeigten Film zu tun, na klar. Aber auch damit, wie die Atmosphäre des Kinosaals ist, wie sehr man sich in den Sitz sinken lassen kann, ob man trotz Dunkelheit und fremder Menschen gut aufgehoben ist, kurz: Wie wohl man sich fühlt.

Und wohl fühlt man sich im größten Kinosaal Deutschlands, der Lichtburg Essen. Hier schwingt eine fast 100-jährige Geschichte mit, die Schatten von Zerstörung und Wiederaufbau, der Flair von vergangenen Premierenfeiern, der Reiz an aktuellen kulturellen Veranstaltungen.

Wir haben Christiane Hüls, die Pressesprecherin der Lichtburg, zu Ihrem Superlativ befragt:

Bitte stellen Sie Ihr Unternehmen vor.
Die Lichtburg – im Herzen der Stadt Essen gelegen – ist Deutschlands größter und wohl auch schönster Filmpalast.

Bitte lassen Sie uns einige Daten und Fakten zu Ihrem Superlativ wissen.
Die Lichtburg verfügt über 1.250 Sitzplätze, eine rund 150 qm große Bildwand und dazu beste Bild- und Tontechnik.

Ein paar Sätze zur Historie: Wie ist Ihr Superlativ zu einem Superlativ geworden?
Bereits zur Eröffnung 1928 galt das Kino als das modernste Filmtheater in Deutschland. 1943 brannte der viel gerühmte Zuschauerraum völlig aus. Der Wiederaufbau im Stil der 50er Jahre machte die Lichtburg zu einem der elegantesten Filmtheater des Landes. Die legendäre Zeit der Lichtburg begann. Bis in die frühen 80er Jahre machten unzählige Uraufführungen mit hunderten von Filmstars sie zu einem der führenden Premierenkinos des Landes. Umjubelte Bühnenauftritte berühmter Musiker und Theaterschauspieler festigten den Ruhm der Lichtburg deutschlandweit. Mitte der 80er Jahre begann der Ruhm zu verblassen. Der Beginn des Multiplexbooms schien Anfang der 90er Jahre das Ende dieser Kinoikone einzuleiten. Eine Initiative von Bürgern und Kulturschaffenden verhinderte den drohenden Abriss. Nach langen Jahren des Kampfes für den Erhalt dieses Filmpalastes wurde die Lichtburg 2002 unter strengen Auflagen des Denkmalschutzes renoviert und restauriert. Im März 2003 konnte die glanzvolle Wiedereröffnung als glamouröses Premierentheater gefeiert werden. Heute ist die Lichtburg mit ihrem unvergleichlichem Flair wieder ein Anziehungspunkt von überregionaler Bedeutung.

Selbstverständlich wollten wir auch von dem Superlative-Fotografen Christoph Morlinghaus wissen, wie er sich in der Lichtburg gefühlt hat und wie er zu seinem Bild gekommen ist:

»Ich hatte die Idee, nur mit dem Licht des Filmes zu arbeiten, also die Filmbelichtung zu starten, wenn der Saal dunkel wird, die Dauer der Vorführung durchzubelichten und bevor die Lichter wieder angehen, fertig zu werden. Das habe ich noch nie vorher gemacht, hatte natürlich nur einen Schuss und dann sollte der Saal auch noch voll besetzt sein, um ein sich bewegendes und durch die lange Belichtung dann schemenhaftes Publikum zu sehen…

Da wir mitten im Sommer unterwegs waren, schien zumindest letzteres erstmal fast nicht möglich. Aber dann hatte das Kino eine Idee: Der Seniorennachmittag. An diesem Tag wurden und werden Senioren aus ganz Essen nachmittags in die Lichtburg gebracht, um einen netten Nachmittag zu verbringen und einen Film zu schauen. Eine gute Gelegenheit.

Als wir an besagtem, sehr heißen Tag ankamen, war mir aber sofort klar, dass ich auch und zuallererst unbedingt einen Schuss ohne Menschen und nur von diesem wirklich großen  Kinosaal machen musste, denn er übertraf tatsächlich meine Vorstellung.

Irgendwann später trudelten dann nach und nach die Besucher ein und ich hatte meinen Platz auf einem der Seitenemporen gefunden. Voll wurde das Kino zwar nicht ganz, aber immerhin. Und dann ging der Film los und wie geplant startete ich mit der Belichtung. Über zwei Stunden später war der Schieber wieder vor dem Film, pünktlich bevor die Lichter angingen, soweit hatte alles geklappt.

Ich kann aber zugeben, das sich ziemlich nervör war, denn das alles war zwar durchdacht, aber ob etwas auf dem Bild sein würde… Zwei Wochen später habe ich dann schon ein bisschen gejubelt, denn im Negativ sah die Belichtung gut aus. Noch vier Wochen später allerdings – nachdem ich das Negativ gescannt hatte – bin ich fast vom Glauben abgefallen: In dem Bild waren tatsächlich Menschen zu sehen, die sich während der ganzen Zeit – und das waren über zwei Stunden – gar nicht bewegt hatten, die knackscharf zu erkennen waren. Und das war nicht nur einer, sondern gleich mehrere.

Meine Idee also, dass man auf dem Bild sich bewegende Menschen sehen würde, hat von vorne bis hinten nicht geklappt. Die Belichtung, die hat geklappt. Aber dennoch ziehe ich den Schuss ohne Menschen vor.«

 

* Wenn Sie mehr über die Lichtburg in Essen erfahren möchten, dann bitte HIER entlang

**Der Superlative-Fotograf ist Christoph Morlinghaus, organisiert wird das Projekt von fotogloria|büro für fotografische zusammenarbeit, die Projektdokumentation ist von Raphael Janzer und den Artikel geschrieben hat Edda Fahrenhorst.

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