Ja, Deutschland hat auch eine Wüste und sie liegt mit einer Größe von 3.150 Hektar inmitten von Brandenburg: Die Lieberoser Wüste. Einst entstanden durch einen Waldbrand gefolgt von massiver Nutzung des sowjetischen Militärs haben sich relativ bald nach der Wiedervereinigung einige Organisationen zu einer Stiftung zusammen geschlossen, um das Gebiet zu schützen und es gleichzeitig ohne Eingriffe des Menschen wieder verwildern zu lassen.
Wir haben Michaela Wilczek von der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg zur der Geschichte und der Zukunft der Lieberoser Wüste befragt:
Bitte stellen Sie Ihr Unternehmen vor.
Im Mai 2000 wurde die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg vom Land Brandenburg, der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, dem Naturschutzbund Deutschland (NABU), der Umweltstiftung WWF Deutschland, dem Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung und einer Privatperson gegründet. Ihr Ziel ist es, Wildnisentwicklung auf ihren Flächen zu ermöglichen und diese den Menschen näher zu bringen. Sie ist eine der größten privaten Eigentümerinnen von Wildnisgebieten in Deutschland.
Das Hauptziel der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg wird schon in ihrem Namenszusatz »Die Wildnisstiftung« deutlich. Auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen Jüterbog, Heidehof, Lieberose und Tangersdorf besitzt und betreut sie insgesamt 13.600 Hektar Flächen. Der größte Teil dieser Flächen ist frei von Eingriffen in die Natur, so dass sich Wildnis entwickelt.
Mit einem Besucherinformationskonzept, Wanderwegen, geführten Exkursionen und Veranstaltungen macht die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg diese faszinierende Entwicklung für Menschen erlebbar. Im Rahmen des Projektes »Ökologischer Korridor Südbrandenburg« werden die Stiftungsflächen und weitere wertvolle Wald- und Gewässerlebensräume für wandernde Tierarten wie Wolf, Fischotter, Rothirsch und Biber miteinander vernetzt.
Die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg hat ihre Hauptgeschäftsstelle in Potsdam und gewährleistet mit Außenstellen in Lieberose und Jüterbog Präsenz auf ihren Flächen. Im Vorstand der Stiftung und im Stiftungsrat arbeiten renommierte Naturschützer und von den Stiftern benannte Experten.
Bitte lassen Sie uns einige Daten und Fakten zu Ihrem Superlativ wissen.
Die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg besitzt und betreut auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz (TÜP) Lieberose eine Fläche von 3.150 Hektar. Mit einer Gesamtfläche von 25.500 ha war Lieberose der größte TÜP zu Zeiten der DDR. Mit seiner beeindruckenden Ausdehnung und Unzerschnittenheit ist das Gebiet von überregionaler Bedeutung.
Die Flächen weisen eine ganz besondere Naturausstattung auf. Wälder und Vorwälder aller Stadien sind dort ebenso zu finden wie ausgedehnte Sandheiden, faszinierende Moore und Klarwasserseen und auch die sogenannte »Lieberoser Wüste«. Das Gebiet beinhaltet die komplette Abfolge der glazialen Serie mit Grundmoräne, Endmoräne und Sander mit Dünen sowie Senken, Schmelzwasserseen und Abflussrinnen.
Die Lieberoser Wüste ist Sinnbild für die Kraft der Natur, sich den Raum nach den menschlichen Eingriffe schrittweise zurückholt.
Ein paar Sätze zur Historie: Wie ist Ihr Superlativ zu einem Superlativ geworden?
Bis etwa 1992 hat die militärische Nutzung das Gebiet intensiv geprägt. Gleichzeitig blieben die Flächen jahrzehntelang nahezu unberührt von Verkehrswegen, Besiedlung und konventioneller Landwirtschaft. Die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg hat die Chance ergriffen und diese Flächen nach Abzug des Militärs dauerhaft der Natur gewidmet. Hier entsteht etwas, das in Deutschland nur an sehr wenigen Orten dieser Größe zu finden ist: Auf dem größten Teil der Fläche darf die Natur ihren eigenen Kräften folgen – ein Wildnisgebiet entwickelt sich. Dieser spannende Prozess bringt dynamische Wandlungen mit sich. Lange ausgestorbene Arten wie der Wolf kehren in das Gebiet zurück, aus ehemaligen vegetationsfreien Flächen wird ein »Urwald von morgen«. Die Stiftungsflächen sind als Naturschutzgebiet (Lieberoser Endmoräne) und europäisches Natura 2000-Schutzgebiet ausgewiesen.
Was hat Sie gereizt, bei dem Projekt »Superlative – Made in Germany« mitzumachen?
Die Sprache der Bilder ist auch die Sprache der Natur. Sehen, erleben, fühlen. All das sind auch die Grundsätze, um Wildnis erlebbar zu machen. Wildnis ist eine Superlativ in Deutschland, der noch mehr Raum und Bewusstsein in den Köpfen der Menschen benötigt.
Natürlich wollten wir auch von Superlative-Fotograf Christoph Morlinghaus wissen, wie es war, die größte Wüste Deutschlands zu fotografieren:
»Das es in Deutschland eine Wüste gibt, darüber bin ich im Netz ganz zufällig »gestolpert«, als ich für die Superlative recherchiert habe und ich war sofort fasziniert von diesem »menschgemachtem« Phänomen – diese Wüste gibt es erst seit etwa 80 Jahren… Das wollte ich sehen und für unser Projekt fotografieren.
Ich habe mich also auf den Weg nach Brandenburg gemacht und dabei sehr warm angezogen – nachts gab es noch Frost und ich wollte meinen Schuss gerne früh morgens machen. Denn: Aufgehendes Licht plus eiskaltem Bodennebel über einer faszinierenden Landschaft sind schon sehr schön. Ich kam mir letztlich auch mehr wie ein Maler denn ein Fotograf vor…«
* Wenn Sie mehr über die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg erfahren möchten, dann bitte HIER entlang
**Der Superlative-Fotograf ist Christoph Morlinghaus, organisiert wird das Projekt von fotogloria|büro für fotografische zusammenarbeit, die Projektdokumentation ist von Christoph Morlinghaus und den Artikel geschrieben hat Edda Fahrenhorst.
***Haben Sie auch ein spannendes Superlativ? Melden Sie sich gerne per EMAIL. Wenn Sie mögen, können Sie sich auch gerne bei unseren »Fragen und Antworten« umsehen. Wir sind gespannt auf Ihre Ideen.